Baumaßnahmen in der Innenstadt – Vermeintliche Sicherheitsmaßnahmen
Wer in den letzten Tagen in der Innenstadt unterwegs war, kam nicht um den Eindruck herum, die Stadt arbeitet stets emsig für den Radverkehr.
Eine der auffälligsten Maßnahmen betrifft die Hans-Böckler-Straße. Vor 18 Jahren wurde die Hans-Böckler-Straße umgebaut und eine Gefahrenstelle für Radfahrende geschaffen. Seitdem gibt es hier regelmäßig Unfälle, bei denen sich Rad- und Rollerfahrende leichte bis schwere Verletzungen zuziehen. Das Tiefbauamt, welches einen direkten Blick auf den unfallträchtigen Ort hat, kannte nicht nur die Problematik, sondern auch die Lösungen dafür. In den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) aus den Jahren 1995 und 2010 wird auf die Problematik von Fahrrad und Schiene hingewiesen, samt Handlungsanweisungen zur Entschärfung. Das Wissen war Jahrzehnte vorhanden, doch zum Einsatz kam es nicht.
Die einfachste Lösung für Radfahrende – und für die Stadt die preiswerteste – sind Markierungen, die die Fahrtrichtung über die Schienen vorgeben. Diese Maßnahme hat die Radwende am 1.3.2024 in einer kleinen Demo präsentiert. 5 Minuten Zeit, ein wenig Farbe und als Ergebnis glückliche Menschen, die ohne Sturz über Schienen fahren können.
Ende März setzte Bochum ihre Lösung um. Dabei entstanden mehrere neue Probleme. Die Einfahrt von der Fahrbahn auf den Radweg muss mit einem harten Lenkereinschlag nach rechts erfolgen; im weiteren Verlauf gibt es mehrere Verschwenkungen und eine spitze Ecke, die nicht in Ordnung ist, aber trotzdem gebaut wurde. Die Ausfahrt erfolgt in einem flachen Winkel über die Schienen auf die Fahrbahn zurück. Hierbei müssen Radfahrenden auf die Vorfahrt von Bus- und Bahn achten. Aus unserer Sicht komplizierter als es sein musste. Wie immer in der Innenstadt wurde auch hier ein Radweg geschaffen, der zu Konflikten mit den Zufußgehenden erhöht. Aufgrund der Bäume wird die Sicht auf den Gehweg und den Publikumsverkehr davor beeinträchtigt und könnte zu Unfällen führen. Wir können hier nur appellieren, die Aufmerksamkeit zu erhöhen und stets bremsbereit zu sein.
Ein wenig außerhalb der Innenstadt, am Schauspielhaus, zeigte die Stadt ihre Vorstellung von Radwegen und modernen Kreuzungen. Wir kritisierten bereits im Dezember und plädierten an die Stadt und Politik, Veränderungen vorzunehmen.
Als Erstes hat der Trennstreifen, zwischen Fahrbahn und Radweg, der vom Tiefbauamt selbst gestaltet wurde und für zahlreiche Unfälle bei Radfahrenden sorgte, einen neuen Anstrich mit einer Signalfarbe erhalten. Nachts ist der gesamte Trennstreifen nun deutlicher zu sehen, jedoch sind die alternierenden Schrägen noch schlechter zu erkennen und provozieren beim Fahrbahnwechsel geradezu Stürze. Aufgrund der zahlreichen Autos auf dem Radweg müssen Radfahrende häufiger auf die Fahrbahn. Die Radwende lehnt diese Maßnahme ab und fordert weiterhin den Abbau dieser Trennsteine. Farbe ist keine Infrastruktur. Dies sollte auch der Stadt und Politik mittlerweile bekannt sein.
Die Banane, die Insel zwischen zwei Radwegen an der Ecke Königsallee/Hattinger Straße, wurde um 2 m verkürzt. Wir forderten eine Entfernung, da Radfahrende mit mehrspurigen Fahrzeugen Probleme hatten. Die Stadt versuchte es anscheinend in einem Kompromiss. Inwieweit sich dies in der Praxis als eine Verbesserungsmaßnahme zeigt, werden wir erfahren, sobald die Sperrung aufgehoben wird und der Radweg wieder benutzbar ist.
Siehe auch
Hans-Böckler-Straße: Geht es noch dümmer? von bovelo.de