Radverkehrskonzept Bochum: Stand der Dinge – Teil IV

Seit Januar 2021 lässt die Bochumer Bauverwaltung ein neues Radverkehrskonzept von Ingenieurbüros aus Münster (nts Ingenieurgesellschaft) und Delft (Mobycon) erarbeiten. Vor einiger Zeit fand dazu eine Bürger:innenbeteiligung statt, die Powerpoint-Präsentation zur Veranstaltung ist inzwischen online. Im vierten Teil unserer Artikel-Serie zum aktuellen Stand erfahrt Ihr mehr über angedachte Maßnahmen und die Beteiligung der 77 anwesenden Bürger:innen.

Maßnahmen

Aus den bei der Veranstaltung genannten Maßnahmenfeldern lassen besonders die Punkte:

  • Fahrradabstellanlagen
  • Infrastruktur
  • Maßnahmen aus den Schulwegplänen

Konkretisierung erhoffen. Zu den Schulwegplänen allerdings wurde gar nichts gesagt und das obwohl erklärtes Ziel ist, die Elterntaxis zur Schule zu reduzieren.

Fahrradabstellanlagen
Am konkretesten sind die Entwurfszeichnungen zu künftigen Fahrradabstellanlagen im Stadtgebiet. Diese sollen u.a. nach folgender Priorisierung gebaut werden:

  1.  Anregungen von Bürger:innen
  2. ÖPNV-Knotenpunkte ohne Fahrradabstellanlagen
  3. ÖPNV-Knotenpunkte mit wenigen Fahrradabstellanlagen.

Das könnten Ansätze zur Förderung der Verkehrswende bzw. zur Stärkung des Umweltverbundes (Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV) sein. Interessant: Die Begriffe Verkehrswende und Umweltverbund tauchen in der gesamten Präsentation nirgendwo auf.

Infrastruktur
Die Vorschläge zur Infrastruktur bleiben schwammig. Knotenpunkte wie Kreuzungen sollen fahrradfreundlicher gestaltet werden, z.B. als geschützte Kreuzung, Potenzialstraßen wären hier Universitätsstraße/Wasserstraße oder Dorstener Straße/Nordring. Bei Fahrradstraßen sollen die Querungs- und Sichtbedingungen für Fahrradfahrer:innen verbessert sein und Fahrradabstellanlagen gebaut werden. Potenzialstraßen sind laut den Ingenieurbüros die Alte Bahnhofsstraße in Langendreer, die Parkstraße in Wattenscheid oder die Kortumstraße von Brückstraße in Richtung Museum bzw. Innenstadt. Kleine Knotenpunkte im Quartier sollen weitere Serviceangebote vorhalten, wie z.B. Lastenrad-Verleihstationen und Carsharing sowie E-Auto-Ladeplätze. Viktoriastraße und Wittener Straße sind Potenzialstraßen für eine Roteinfärbung und somit bessere Sichtbarkeit der Radstreifen. Für die Umdrehung der Vorfahrt und das Entfernen der Umlaufsperren wird die Springorumtrasse angeführt – als Beispiel für weitere Straßen. Gute Vorschläge und hier und da ein bisschen Potenzial – hoffentlich folgt im fertigen Konzept mehr. Besonders zu den seit Jahren bekannten Schwachstellen des Radverkehrsnetzes in Bochum wie Dorstener Straße, Wittener Straße oder Alleestraße wünschen wir uns konkrete Lösungen.

Ergebnisse zweite Bürgerbeteiligung

Die Veranstaltung wurde als zweite Bürgerbeteiligung beworben, die Fahrradabstellanlagen sollen prioritär nach Anregungen der Bürger:innen geplant werden. Auf unsere Nachfrage wurde nun auch die Auswertung dieser Bürgerbeteiligung auf der Webseite zum Radverkehrskonzept veröffentlicht (siehe Link unten). Hier in Kürze die Themen und die wichtigsten Antworten der Online-Abstimmung:

Sichere und komfortable Velorouten müssten laut den Teilnehmer:innen vor allem direkt geführt sein und gegenüber anderen Verkehrsachsen bevorrechtigt. Fahrradabstellanlagen wären den Teilnehmer:innen vor allem an ÖPNV-Knotenpunkten, Schulen/Hochschulen, Versorgungseinrichtungen, aber auch zentralen Straßen und Plätzen wichtig. Die Maßnahmen zur Infrastruktur der Radverkehrsführung an Knotenpunkten und Fahrradstraßen sollten als Erstes umgesetzt werden. Bei der Umsetzung der Maßnahmen möchten die Befragten am liebsten durch Workshops in Quartieren beteiligt werden.
Als „weitere Anmerkungen“ wurden am häufigsten diese Forderungen erhoben:

  • eine schnelle Umsetzung auch durch temporäre Lösungen (Pop-Up-Radwege) oder Geschützte Radfahrstreifen (Protected Bike Lanes)
  • die Hauptrouten als wichtigste „Baustelle“
  • weitere Bürgerbeteiligung

Fazit

Eine äußerst erklärungsbedürftige Präsentation mit vielen offenen Fragen. Die veranschlagte Zeit von zwei Stunden für die Veranstaltung reichte nicht aus. Die Fragen und Kommentare der anwesenden Bürger:innen zeigten, dass sie dem Radverkehrskonzept skeptisch gegenüberstehen. Einiges deutet auch darauf hin, dass kurz- und mittelfristig Maßnahmen dominieren, die dem PKW-Verkehr keinen Platz und keine Parkplätze wegnehmen. Interessant wäre auch zu wissen, welchen Auftrag und welche Vorgaben genau die Ingenieurbüros von der Stadt erhalten haben. Laut Verwaltung soll auch dies im Endkonzept veröffentlicht werden. Wir sind gespannt auf das fertige Konzept und die weitere Bürgerbeteiligung.

Link zu Präsentation und Auswertung der zweiten Bürgerbeteiligung: https://www.bochum.de/Tiefbauamt/Radverkehrskonzept