Offener Brief zum Umbau der Straße Kesterkamp
Die Radwende beteiligt sich mit konstruktiver Kritik und einem offenen Brief an der aktuellen Auseinandersetzung zum Umbau der Straße Kesterkamp. In der lokalen Presse wurde mehrfach berichtet, siehe dazu diverse Artikel in der WAZ, zuletzt Kesterkamp-Anwohner kämpfen für ihre Straßenbäume in Bochum. Aus dem Antrag:
„Leider sind wir erst durch die Presse auf die Planung für den Umbau der Straße Kesterkamp aufmerksam geworden. Zu diesem Zeitpunkt war der Umbau bereits durch den Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität (AIM) und die Bezirksvertretung Südwest beschlossen.
Wir haben an der Planung der Straße und dem Vorgehen der Stadt starke Kritik:
- Offensichtlich gab es keine Beteiligung der Bürger. Eine Informationsveranstaltung am 08.10.2020 fand erst nach der Beschlussfassung statt.
In der Begründung für das Fällen der Bäume wird ein Gutachten angeführt, dass die Fällaktion empfiehlt. Leider ist den Bewohnern das Gutachten nicht zugänglich gemacht worden.
Eine Bürgerbeteiligung muss anders aussehen. Vor allem, wenn ein starker Eingriff in eine Straße stattfindet. Hier werden viele alte Bäume gefällt und die Anwohner sollen an den Kosten beteiligt werden. In diesem Fall sehen wir es als zwingend an, die Bürger im Vorhinein an der Planung zu beteiligen. - Der Kesterkamp hat fast durchgängig Tempo 30.
Nach unseren Beobachtungen und nach Hinweis von Anwohnern wird sich nur wenig an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten.
Es gibt keine Maßnahmen, die die Autofahrer an das Einhalten der Tempobegrenzung erinnern (z.B. Tempowächter mit Smiley). Unsere Erfahrung zeigt, dass diese Anzeigen gerade in Tempo 30 Zonen wichtig sind. - Der einseitige Radweg auf dem Kesterkamp ist in der Fahrtrichtung mit Steigung geplant. Begründung: „…, da Radfahrer in der Gegenrichtung bergab im Verkehr mitschwimmen können.“
Das sehen wir anders. Der schnellere Radfahrer ist gefährdeter durch Dooring-Unfälle.
Hier ist der Sicherheitsstreifen für die Sicherheit der Radfahrer besonders wichtig. Der Fahrradweg auf der Steigungsseite erscheint uns eher als Schutzmaßnahme für die Autofahrer, die so vor langsamen Fahrradfahrern geschützt werden sollen.
Bei Tempo 30 ist ein Fahrradweg nicht unbedingt erforderlich. Es scheint aber wohl für die Förderung des Straßenbaus wichtig zu sein. - Bäume und vor allem auch Straßenbäume haben eine wichtige Funktion für das Stadtklima.
So wird es ja auch von der Stadt und der Politik kommuniziert.
Leider wird dies in der Praxis immer wieder ausgehebelt. Das kranke Bäume, die ein Sicherheitsrisiko darstellen, entfernt werden müssen ist sicherlich richtig. Aber die Begründung, dass die Verlegung von Versorgungsleitungen nicht möglich ist ohne die Wurzeln zu kappen, ist nicht verständlich. Ein vorsichtiges Verlegen der Leitungen ist sicherlich teurer aber nicht unmöglich.
Die Planung des Kesterkamps ist leider wieder ein Beispiel des „Autoverkehr first“, das uns in Bochum immer wieder begegnet. Die Straßen werden von innen nach außen geplant und nicht wie es die ERA wünscht von außen nach innen.“
Der vollständige Antrag als PDF.