Stellungnahme der Radwende Bochum zur Diskussion um den Umbau der Hattinger Straße
Mitte September war ein Artikel in der WAZ, in dem wiederholt der Ausbau der Hattinger Straße thematisiert wurde. Im Rahmen dieses Umbaus wird eine Fahrbahnspur pro Richtung zu einem Radweg umgebaut, sodass Radfahrer*innen den Weg zwischen Hüttenstraße und Kreuzung Hattinger Straße/Königsallee sicherer überwinden können. Das geht jedoch mit dem Wegfall einer Fahrspur für KFZ in jede Richtung einher, was für Kritik von einigen Geschäftsleuten sorgte.
Die Radwende Bochum möchte nun die Vorteile einer verbesserten Radinfrastruktur auf der Hattinger Straße unterstreichen, von denen nicht nur die Radfahrer*innen profitieren, sondern auch die Geschäftsinhaber*innen.
Zunächst ist offensichtlich, dass Autoverkehr allein nicht für Kundschaft sorgt. Mit der Autofahrt zum Einkaufen ist die Parkplatzsuche verbunden. Da die Parkplätze in der Hattinger Straße sich auf die Parkstreifen dort beschränken, ist das Parkplatzangebot begrenzt. Somit wirkt die Hattinger Straße momentan ohnehin eher wie eine Durchfahrtsstraße als der typische Ort, an dem das Auto abgestellt wird, um die anliegenden Geschäfte und Restaurants zu besuchen.
Abgesehen davon, zeigen immer mehr Studien, dass eine bessere Radinfrastruktur den Umsatz in den Geschäften ankurbelt, anstatt ihn zu senken. In Toronto wurden beispielsweise über 130 Autoparkplätze durch einen 2,4 km langen Radweg ersetzt. Dadurch blieb der Anteil der Einkäufer*innen, die mit dem Auto zum Einkaufen kamen, gleich. Der Anteil der Radfahrer*innen, die die anliegenden Geschäfte besuchten, verdreifachte sich jedoch.
Zudem fällt es mit dem Rad deutlich leichter, „mal eben“ im Vorbeifahren Besorgungen zu erledigen, weil die Parkplatzsuche wegfällt. So kommt es möglicherweise vermehrt zu Spontankäufen. Gleichzeitig benötigen Fahrräder, im Gegensatz zu Autos, nur einen Bruchteil des Platzes an Parkraum und stellen somit auch einen ökonomischen Vorteil dar.
Im vergangenen Jahr hat die Stadt Bochum den Klimanotstand ausgerufen. Unter anderem im Hinblick darauf, wäre der Verzicht auf einen Radweg beim Umbau der Hattinger Straße nicht zukunftsweisend. Die Zahl der Radfahrer*innen steigt stetig, die Sicherheit im Straßenverkehr nimmt jedoch nicht zu. Das veranlasst viele Radfahrer*innen, auf Nebenstraßen auszuweichen und dabei Zeitverluste und Umwege in Kauf zu nehmen. Der Umbau der Hattinger Straße könnte für viele Radfahrer*innen und die, die es noch werden wollen, ein Anreiz sein, diese Straße als Ein- und Ausfahrt in die Innenstadt zu nutzen. Anstatt also den Wegfall zweier Fahrspuren als Nachteil zu sehen, sollte vielmehr die Chance in einem stärkeren Radverkehrsaufkommen gesehen werden, das zweifellos durch eine bessere Radinfrastruktur gefördert wird.