Radwende empfiehlt zwei Varianten für den Radschnellweg RS1 durch Bochum
Die Stadt Bochum hat Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, bis zum 31. Juli 2020 über den Verlauf des Radschnellweg Ruhr 1 (RS1) durch die Bochumer Innenstadt abzustimmen und selbst Ideen, Wünsche und Anregungen einzubringen. Insgesamt werden sieben mögliche Routen vorgeschlagen. Im Bündnis Radwende Bochum haben Expert*innen von ADFC, VCD und anderen Organisationen diese eingehend geprüft. Zwei Routen erscheinen ihnen für die Streckenführung am geeignetsten – mit Änderungen.
So ist aus Sicht der Radwende Bochum von den Routen, die südlich der Bahngleise verlaufen, Variante sechs die sinnvollste. Aus Dortmund kommend führt diese Strecke durch den Kortumpark, über die Ferdinandstraße, die Universitätsstraße und über mehrere Nebenstraßen schließlich auf die Bessermerstraße, um dort an die weitere Route nach Gelsenkirchen anzuschließen. „Die Vorteile dieser Führung ist die Unterquerung des Lohrings und der Brücken im weiteren Verlauf. Dadurch ergibt sich im Vergleich zu einer Überquerung ein günstiges Steigungsprofil“, erklärt Gerlinde Ginzel, Vorsitzende des ADFC Bochum und aktive Mitstreiterin für die Radwende Bochum. Die Route unterscheidet sich jedoch leicht von dem ursprünglichen Vorschlag, den der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) bereits im Jahr 2013 vorgelegt hatte: Dieser sah vor, dass die Universitätsstraße direkt gekreuzt wird, was den deutlichen Vorteil hätte, dass mehrmaliges Abbiegen ausbleiben würde. Die Radwende empfiehlt die direkte Kreuzung der Universitätsstraße und die Streckenführung wie im Vorschlag des ADFC von 2013.
Sämtliche anderen Varianten südlich der Gleise sind aus Sicht der Radwende weniger geeignet, da sie teilweise starke Steigungen aufweisen, benötigte Flächen der Stadt Bochum nicht zur Verfügung stehen oder zu häufig abgebogen werden müsste – das wiederum würde zu Verzögerungen führen. Auch die Streckenführung des RS1 über die Springorumtrasse eignet sich nicht, da der dort vorhandene Radweg nicht über eine ausreichende Breite verfügt. Die Routen ohne Anbindung an die Innenstadt sind ebenfalls weniger geeignet, ebenso wie Varianten, die gerade erst neu geplante Kreuzungen einschließen, oder bei denen es zu Konflikten mit dem ÖPNV käme.
Große Herausforderung bei allen Varianten nördlich der Gleise durch Umbau des Südrings
Alle Varianten, die nördlich der Gleise verlaufen, sind nur realisierbar, wenn die Lohringbrücke unterquert und die Bahngleise überquert werden könnten. Dafür müsste jedoch ein Teil des Geländes der Deutschen Bahn AG für den Bau des RS1 freigegeben werden und ob dies geschieht ist ungewiss. „Da bisher nicht geklärt ist, ob dieses Gelände zur Verfügung steht, haben wir für eine genaue Beurteilung der verschiedenen Routen bisher nur die südlichen Varianten in Betracht gezogen“, berichtet Gerlinde Ginzel. „Generell würden jedoch alle Varianten nördlich der Gleise über den Südring verlaufen, was aus unserer Sicht eine große Chance für eine komplette Neugestaltung des Rings bietet.“ Gleichzeitig wäre es bei einem solchen Umbau aber auch eine große Herausforderung, die Qualitätsstandards für Radschnellwege einzuhalten. Auf der Strecke befinden sich viele Ampelanlagen. Es müsste sichergestellt werden, dass dadurch keine langen Wartezeiten entstehen. Außerdem müssten auch der ÖPNV und die Ansprüche des Fußgängerverkehrs, insbesondere im Bereich des Hauptbahnhofs, miteinbezogen werden.
Radschnellwege sollen mehr, schnelleren und sicheren Radverkehr ermöglichen
Radschnellwege sollen ein hohes Radverkehrsaufkommen von über 2000 Radfahrenden pro Tag bewältigen können. Um eine große Attraktivität zu erreichen, damit die Strecken von möglichst vielen Radfahrenden genutzt werden, ist eine hohe Qualität der Infrastruktur notwendig. Hierfür hat der ADFC mehrere Eckpunkte aufgelistet, die Radschnellwege erfüllen sollten: Unter anderem sollte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h möglich sein und die Radfahrenden sollten möglichst wenig Zeitverlust durch Anhalten und Warten (wie etwa an Kreuzungen) erfahren. Außerdem sollte der Weg mindestens vier Meter breit sein, damit sich problemlos zwei Radfahrende pro Fahrtrichtung begegnen können. Bei Einrichtungswegen sollte die Breite nicht weniger als drei Meter betragen, um sicherzustellen, dass zwei Radfahrende nebeneinander ungestört von einem dritten Radfahrenden überholt werden können. Zusätzlich sieht der ADFC eine getrennte Nutzung für den Fuß- und Radverkehr durch begleitende Gehwege vor.
Pressemeldung: Planungsbeginn für den Radschnellweg RS1 durch die Bochumer Innenstadt
Aufruf: Bürgerbeteiligung zum Radschnellweg Ruhr (RS 1) in der Innenstadt von Bochum