Mobilität im digitalen Wandel: Neue Bedrohung des ÖPNV?
Veranstaltung am 3. März 2020, 19:00 Uhr bei ver.di Bochum, Universitätsstraße 76, Hintereingang
Die Städte des Ruhrgebiets benötigen eine zügige Emissionswende, wenn sie die Pariser Klimaziele zur Begrenzung der Erderhitzung einhalten wollen. Größtes Potenzial hat neben der Gebäudeenergie der Verkehr, dessen Emissionen durch den immer noch wachsenden Autoverkehr weiter steigen. In Umfragen bekunden die Bürger*innen, dass sie auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen würden, wenn die Bedingungen sich verbessern würden.
Im Zentrum der „Lösung“ steht der Umstieg auf die Elektro-Mobilität. Dabei wird außeracht gelassen, das allein der Tausch des Antriebes die Probleme nicht lösen wird. Nicht nur der schleppende Ausbau des Anteils der „Regenerativen Energiequellen“ (Wind, Sonne) ist ein Problem, das Auto hat auch einen hohen Flächenverbrauch in den Städten, die heute eher Mega-Parkplätzen gleichen und in denen kaum Raum für kreatives, soziales Leben ist. Entscheidend für die urbane Emissionswende ist, dass wesentlich weniger Autos genutzt und die Straßen verstärkt für einen umweltfreundlichen Bus-, Rad- und Fußgängerverkehr nutzbar werden.
Der Physiker Timo Daum geht in seinem Buch „Das Auto im digitalen Kapitalismus“ darüber hinaus auf den Aspekt der wachsenden Digitalisierung in der Zukunft der Mobilität ein. Er zeigt auf, dass Automobile immer mehr von einem Produkt zu einer Dienstleistung werden und ein prosperierender digitaler Kapitalismus genau in dieser Dienstleistung eine neue Möglichkeit sieht, den Bedarf an Mobilität für seine Zwecke zu nutzen.
Tesla, Amazon, Google oder Uber haben längst begonnen mit digitalen, autonom fahrenden Fahrzeugen eine Alternative zum öffentlichen Angebot zu entwickeln Und auch die deutsche Autoindustrie will auf diesen Markt. Autonome Fahrzeuge könnten Nutzer nach Bedarf auch außerhalb enger werdender Netzwerke und Fahrpläne abholen, Busse und Bahnen könnten fahrerlos durch die Städte steuern, Personalkosten würden sinken.
Die Entwicklung könnte zwar zu weniger privaten Autos, aber in letzter Konsequenz zu einer Zweiklassenmobilität führen, in der der öffentliche Nahverkehr massiv unter die Räder kommen würde.
attac/occupy Bochum und die Radwende Bochum laden herzlich ein, mit Timo Daum über diese Gefahren und Chancen der neuen digitalen Mobilität zu diskutieren.
Um folgende Themen soll es gehen:
– Der Elektroantrieb ist in aller Munde. Wird dadurch tatsächlich eine nachhaltigere Mobilität erreicht oder nur eine neue Welle der Konsumgüterproduktion?
– Eröffnen Sharing-Modelle und digitalisierter Verkehr neue Möglichkeiten der Mobilität für alle oder entwickelt sich hier eine privatwirtschaftliche Dienstleistung als Alternative zum öffentlichen Verkehr?
– Es wird in der Autoindustrie und den Internetkonzernen heftig am „autonomen“ Fahrzeug gearbeitet. Bringt das mehr Zeit für alle und eine bessere Ressourcennutzung oder wird das zum Mittel für weitere Privatisierung und Ausgrenzung?
– In einem gemeinschaftlich organisierten Mobilitätskonzept kann individuelle Mobilität erreicht werden ohne das Festhalten am privaten Auto.
Mobilität im digitalen Wandel: Neue Bedrohung des ÖPNV?
3. März 2020, 19:00 Uhr
Ort: ver.di Bochum, Universitätsstraße 76, Hintereingang
Veranstalter: attac/occupy Bochum, Radwende Bochum
Eintritt frei