Offener Brief an die SPD-Ratsfraktion
Liebe SPD-Ratsfraktion,
wie Sie aus der Presse erfahren haben dürften, fordert unser Bündnis eine Radwende in Bochum ein. Wir sind mit dem Zustand des Radverkehrs für den Alltag unzufrieden und haben einen Forderungskatalog erstellt. Wir erwarten nicht, dass Bochum in kürzester Zeit von einer Autostadt zu einer Fahrradstadt umgewandelt werden kann. Wir erwarten aber schon einen klaren Plan für eine Veränderung in den kommenden Jahren zugunsten des Radverkehrs.
Dies ist im Beschluss zum Leitbild Mobilität auch fixiert. Dort heißt es, Fuß- und Radverkehr sind gleichberechtigt und weiter, Ziel ist eine Stadt der kurzen Wege. „Zudem ist es Ausdruck einer lebenswerten Stadt, wenn FußgängerInnen und RadfahrerInnen das Straßenbild bereichern. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit des Sozialraums und verweilen eher spontan in Geschäften, Cafés, Bars und Restaurants. Eine Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs stellt somit auch einen wirtschaftlichen Gewinn dar.“
Umso mehr sind wir von ihrer Stellungnahme am vergangenen Donnerstags und dem Plan im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt am 4. Dezember, keinen Radweg auf der Wittener Straße zu bauen entsetzt. Es widerspricht unserer Meinung der beschlossenen Reduzierung des Autoverkehrs im Rat.
Ihre Forderung in der Pressemitteilung, Radwege nur bei sonstigen Baumaßnahmen stattfinden zu lassen, ist zu wenig für die Menschen, die schon heute täglich Rad fahren und sich an vielen Stellen Gefahren aussetzen müssen. Für eine falsche Bewertung halten wir ihre Einschränkung, nur „nötigenfalls“ eine Trennung von Straße und Fußgängerweg zu bauen. Dagegen sehen wir dies als absolute Notwendigkeit an, um Konflikte und gefährliche Verkehrssituationen zu vermeiden. Besonders die Formulierung „uns ist es wichtig, dass wir keine Verkehrsteilnehmer gegeneinander ausspielen,“ hat bei Menschen von Radwende Bochum für Kopfschütteln gesorgt. Radfahren ist ggü. Autofahren heute krass benachteiligt. Eine stärkere Angleichung der Verkehrsformen kann nur durch die Einschränkung des Autoverkehrs möglich sein, die politisch auch im Rat beschlossen wurde.
Konkret halten wir den zeitnahen Bau eines durchgehenden Radwegs auf der Wittener Straße für unumgänglich. Dies fordern auch die Bezirksvertretungen Mitte und Ost. Der Plan des Haupt- und Finanzausschusses hingegen versucht, Radfahrer auf Nebenstrecken in einen Zickzackkurs zu schicken. So werden lange Umwege produziert. Radfahrer*innen können dadurch wichtige Einrichtungen des Stadtteils Altenbochum wie Arztpraxen und Geschäfte nicht mehr erreichen. Dafür eine Summe von 8 Mio Euro zu veranschlagen, wie aus der Vorlage hervorgeht, statt nach weit aus preiswerteren Lösungen auf der Wittener Straße zu suchen, ist für uns unverständlich. Zumal mit den Planungen des Quartiers Ostpark mit mehr als 1.000 WE eine deutliche Stärkung des Stadtteilzentrums Altenbochum erfolgen könnte, gäbe man den Neusiedlern die Möglichkeit, die kurzen Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen. Ein durchgehender Radweg erfordert vor allem Markierungsarbeiten. Um diesen Radweg zu bauen, muss in Erwägung gezogen werden, Parkplätze oder jeweils eine der zwei Autospuren zu reduzieren. An mehreren Stellen, die Engpässe u.a. für den ÖPNV darstellen könnten, sollte kreativ nach Lösungen gesucht werden, wie dies in anderen Städten auch schon gelungen ist.
Wir denken aber, nur indirekt über Pressemitteilungen zu kommunizieren, macht weniger Sinn, als im Rahmen eines gemeinsamen Termin nach konstruktiven Lösungen zu suchen. Wir würden Sie gerne bis zur Sitzung am Mittwoch um ein Gespräch bitten.
Mit freundlichen Grüßen
Radwende Bochum